Chronik Blasorchester
Im Heimatmuseum in Obergünzburg hängt ein Ölgemälde, gemalt von dem Obergünzburger Kunstmaler Johannes Kaspar, das die bisher erste Kunde vom Bestehen einer Obergünzburger Musikkapelle gab. Auf diesem Bild ist ein Festzug der Veteranen vom 07. Juni 1841 dargestellt, der sich um das Amtsgebäude zur Kirche bewegt. An der Spitze des Zuges marschiert die Obergünzburger Musikkapelle, ausgestattet mit einer blauen Uniform und einem Schiffhut.
Eingehenden Nachforschungen zufolge können wir heute bis in das Jahr 1710 zurückblicken. Hier gibt es vom 07. Februar 1710 ein stiftkemptisches Hofratsprotokoll, worin zur Abwendung göttlichen Zorns wegen der pestilenzischen Sucht und Kriegsgefahr bei Androhung von Strafe angeordnet wird, dass die Musikanten bei Hochzeiten weder zu noch aus der Kirche spielen dürfen.
Die nächste Erwähnung der Obergünzburger Musikanten erfolgte am 30. September 1773. Die Musiker standen beim Fürstabt von Kempten wegen ihres Könnens in hohem Ansehen. Aus Anerkennung dafür ließ er sie einheitlich einkleiden. Voraussetzung war allerdings, dass die Uniformen nach Gebrauch wieder vom Amtspfleger einzusammeln sind.
Im Jahre 1787 erfahren wir, dass sich beim Titularfest der Rosenkranzbruderschaft zu Obergünzburg auch die "türkischen Musikanten" beteiligt haben. Nach türkischem Vorbild hatten diese ihre Kapelle noch um Holzinstrumente, große und kleine Trommel, Tschinellen und Schellenbaum ergänzt. Manche Exponate sind im Heimatmuseum von Obergünzburg zu sehen.
1815 erfolgte die Errichtung des 33. Landwehr-Bataillons und damit auch die Aufstellung einer eigenen Musikkapelle, für deren Besetzung die Obergünzburger Musikanten Sorge trugen. In den 40er Jahren desselben Jahrhunderts löste sich die Bürgerwehr wieder auf, was die Musikanten jedoch nicht davon abhielt, weiterhin bei festlichen Anlässen aufzuspielen.
Aus dem Jahre 1860 existiert ein Foto, das eine fünf Mann starke Kapelle zeigt.
Am 26. August 1883 stellte sich die Musikkapelle Obergünzburg der Herausforderung, ein Musikfest größeren Umfangs abzuhalten. Dieses erste Musikfest war ein glänzender Erfolg. An dem Fest nahmen elf Kapellen teil. Ein großer Festzug und ein abendliches Feuerwerk krönten die Veranstaltung. Dirigent war Anton Schmid.
Zwölf Jahre später, im Jahr 1895, wurde das zweite Musikfest abgehalten. An diesem beteiligten sich insgesamt 29 Kapellen. Die sichtlich großen Erfolge der Obergünzburger Musikkapelle begeisterten die Bevölkerung und sorgten auch für den entsprechenden Nachwuchs. Der Musikkörper leistete in der folgenden Zeit Hervorragendes und wurde weit und breit im Lande bekannt.
Der erste Weltkrieg legte die Obergünzburger Musikanten fast lahm. Es ist der große Verdienst des Kapitäns Carl Nauer und dessen Bruder Anton Nauer, dass die Jugend nach dieser schweren Zeit wieder für die Musik begeistert werden konnte. Im Jahre 1919 entstand unter Leitung des Günzacher Musikmeisters Fridolin Krün eine 35 Mann starke Musikkapelle. 1920 spielte die Kapelle beim Landesschießen der Einwohnerwehren Bayerns in München und 1923 beim Deutschen Turnfest, ebenfalls in München.
Die erzielten Erfolge spornten die Kapelle zu immer größeren Leistungen an. Im Jahre 1925 holten sich die Obergünzburger auf dem Musikfest in Altusried die ersten Siegerlorbeeren. Durch die Vergrößerung des Holzsatzes und die Übernahme des Dirigates durch den Musiklehrer Karl Ziegaus wurde ein Blasorchester geschaffen, das sich an große und anspruchsvollere Werke der Musik heranwagen konnte.
Nach dem zweiten Weltkrieg rafften sich einige Männer auf und riefen das Blasorchester Obergünzburg im Jahre 1947 wieder ins Leben. Dirigent war Prof. Ernst Lorenz, bis im März 1948 Heinrich Höß den Dirigentenstab übernahm. Josef Julius hatte als 1. Vorstand den Wiederaufbau kräftig unterstützt. Ende dieses Jahres konnte das Blasorchester schon wieder 29 aktive Mitglieder verzeichnen.
1950 erfolgte ein Wechsel und Hermann Weiß wurde Dirigent des Blasorchesters. Seit Ende 1954 führte Josef Schlichtherle das Blasorchester Obergünzburg.
Im November 1969 verlieh der damalige Bundespräsident Gustav Heinemann dem Blasorchester die Pro-Musica-Plakette für mehr als 200-jährige Musiktätigkeit in Obergünzburg. Josef Julius durfte als Vorstand diese hohe Auszeichnung entgegennehmen. Im April 1977 gab Josef Julius das Amt des 1. Vorstandes in jüngere Hände. Sein Nachfolger wurde Willi Karg. Im August 1983 verstarb unser Dirigent Josef Schlichtherle. Die schmerzliche Lücke wurde von Konrad Wölfle und Theo Wach geschlossen.
Seit 1987 schwingt Manfred Wörz-Maurus den Taktstock beim Blasorchester. Willi Karg verstarb am 29. Juli 1997. Sein Nachfolger als Vorstand wurde schon 1992 Manfred Dorn.